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The following translation of Walter Gropius’ International Architecture (1925) is adapted from Kenneth W. Kaiser’s 1964 translation for his thesis at MIT. It is, to date, the only translation of the brief text which accompanies the photos and plans featured in the volume. All the images and pages reproduced here come from scans uploaded over at the excellent Monoskop archive. Here’s the full-text PDF of Gropius’ groundbreaking Internationale Architektur.
Further on, directly after the translation, there’s the original German text. Quite short,though not quite Miesian in its brevity. Of course, Gropius openly admits that the book’s primary function was intended to be visual. Enjoy!
International Architecture
Walter Gropius
Bauhaus Books 1
Weimar, 1925
Foreword
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International Architecture is a picture book of the modern art of building. It will in concise form give a survey of the works of the leading modern architects of the cultured countries of the world and make the developments of today’s architectural design familiar.1
The works pictured on the following pages carry beside their differing individual and national characteristics, common features that are the same for all countries. This relationship, which every layman can observe, is a sign of great significance for the future, foretelling a general will-to-form of a fundamentally new kind represented in all the cultured countries.
In the recent past the art of building sank into sentimental decorative conceptions of the aesthete,, whose goal was the outward display of motives, ornaments, and profiles taken mostly from past cultures, which were without essential importance to the body of the building. The building became depreciated as a carrier of superficial, dead decoration, instead of being a living organism. The indispensable connection with advancing technology (and its new materials and construction methods) was lost in this are many for each building problem — the creative artist, within the boundaries his time sets upon him, chooses according to his personal sensibilities. The work therefore carries the signature of its creator. But it is wrong to infer from this the necessity for emphasis on the individual at any cost. On the contrary, the will to develop a unified world picture, the will which characterizes our age, presupposes the longing to liberate spiritual values from their confinement to the individual and to elevate them to objective importance. Then the unity of the arts, which leads to culture, will follow by itself.
In modern architecture the objectification of the personal and the national is clearly recognizable. A uniformity of the character of modern buildings across natural borders, to which peoples and individuals remain bound, caused by world trade and technology is invading all cultured nations. Architecture is always national, also always individual, but of the three concentric circles — individual, people, humanity — the last and greatest encompasses the other two. Therefore the title:
INTERNATIONAL ARCHITECTURE
Study of the photographs of this book will reveal that strict utilization of time, space, material, and money in industry and management decisively determine the factors of the physiognomy of the modern building-organism: exactly cut form, singleness in multiplicity, organization of all parts of the building for the functioning of the building complex, the street, and traffic, concentration on typical plan forms, their development and repetition. A new will is discernible, to design the buildings of our environment from inner laws, without lies or gaming, their sense and purpose elucidated by the functional tensions of their own building masses, with anything unnecessary that would mask their absolute form thrust off. The architects of this book affirm the contemporary world of the machine and its tempo; they strive for ever bolder means of design with which to overcome, with action and example, the suspended torpor of the world.
Notes
1 In order to serve a wide range of laymen, the editor has limited himself to showing building exteriors. Typical plans and interiors will follow in a later volume.
Internationale Architektur
Walter Gropius
Bauhausbücher 1
Weimar, 1925
Vorwort
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Die „Internationale Architektur“ ist ein Bilder, buch moderner Baukunst. Es will in knapper Form Überblick über das Schaffen führender moderner Architekten der Kulturländer geben und mit der heutigen architektonischen Gestaltsentwicklung vertraut machen).1
Die nach besonderer Auswahl abgebildeten Werke tragen neben ihren verschiedenen individuellen und nationalen Eigentümlichkeiten gemeinsame, für alle Länder übereinstimmende Gesichtszüge. Diese Verwandtschaft, die jeder Laie feststellen kann, ist ein Zeichen von zukunftsweisender Bedeutung und Vorbote eines allgemeinen Gestaltungswillens von grundlegend neuer Art, der seine Repräsentanten in allen Kulturländern der Erde findet.
In dem vergangenen Zeitabschnitt versank die Kunst des Bauens in einer sentimentalen, ästhetisch dekorativen Auffassung, die ihr Ziel in äußerlicher Verwendung von Motiven, Ornamenten und Profilen meist vergangener Kulturen erblickte, die ohne notwendige innere Beziehung den Baukörper bedeckten. Der Bau wurde so zu einem Träger äußerlicher, toter Schmuckformen herabgewürdigt, anstatt ein lebendiger Organismus zu sein. Die unerläßliche Verbindung mit der fortschreitenden Technik, ihren neuen Baustoffen und neuen Konstruktionen verlor sich in diesem Niedergang, der Architekt, der Künstler blieb, ohne die souveränen Möglichkeiten der Technik zu beherrschen, im akademischen Ästhetentum hängen, ward müde und konventionsbefangen und die Gestaltung der Behausung und der Städte entglitt ihm. Diese formalistische Entwicklung, die sich in den schnell einander ablösenden ,,Ismen” der vergangenen Jahrzehnte spiegelte, scheint ihr Ende erreicht zu haben. Eine neue wesenhafte Baugesinnung entfaltet sich gleichzeitig in allen Kulturländern. Die Erkenntnis wächst, daß ein lebendiger Gestaltungswille, in der Gesamtheit der Gesellschaft und ihres Lebens wurzelnd, alle Gebiete menschlicher Gestaltung zu einheitlichem Ziel umschließt — im Bau beginnt und endet. Folge dieses veränderten und vertieften Geistes und seiner neuen technischen Mittel ist eine veränderte Baugestalt, die nicht um ihrer selbst willen da ist, sondern aus dem Wesen des Baues entspringt, aus seiner Funktion, die er erfüllen soll. Die vergangene Epoche des Formalismus verkehrte den natürlichen Satz, daß das Wesen eines Baues seine Technik bestimmt und diese wieder seine Gestalt, sie vergaß das Wesentliche und Ursächliche über Äußerlichkeiten der Form und über den Mitteln ihrer Darstellung. Aber der neue Gestaltungsgeist, der sich langsam zu entwickeln beginnt, geht wieder auf den Grund der Dinge: um ein Ding so zu gestalten, daß es richtig funktioniert, ein Möbel, ein Haus, wird sein Wesen zuerst erforscht. Die Wesensforschung eines Bauwerkes ist ebenso an die Grenzen der Mechanik, Statik, Optik und Akustik gebunden, wie an die Gesetze der Proportion. Die Proportion ist eine Angelegenheit der geistigen Welt, Stoff und Konstruktion erscheinen als ihre Träger, mit Hilfe deren sie den Geist ihres Meisters manifestiert; sie ist gebunden an die Funktion des Baues, sagt über sein Wesen aus und gibt ihm erst die Spannung, das eigene geistige Leben über seinen Nützlichkeitswert hinaus. Zwischen einer Vielheit gleichmäßig ökonomischer Lösungsmöglichkeiten — es gibt deren viele für jede Bauaufgabe — wählt der schaffende Künstler innerhalb der Grenzen, die ihm seine Zeit steckt, nach persönlichem Empfinden die ihm gemäße aus. Das Werk trägt infolge: dessen die Handschrift seines Schöpfers. Aber es ist irrig, daraus die Notwendigkeit zur Betonung des Individuellen um jeden Preis zu folgern. Im Gegenteil, der Wille zur Entwicklung eines einheitlichen Weltbildes, der unsere Zeit kennzeichnet, setzt die Sehnsucht voraus, die geistigen Werte aus ihrer individuellen Beschränkung zu befreien und sie zu objektiver Geltung emporzuheben. Dann folgt die Einheit der äußeren Gestaltungen, die zur Kultur führen, von selbst nach.
In der modernen Baukunst ist die Objektivierung von Persönlichem und Nationalem deutlich erkennbar. Eine durch Weltverkehr und Welttechnik bedingte Einheitlichkeit des modernen Baugepräges über die natürlichen Grenzen, an die Völker und Individuen gebunden bleiben, hinaus, bricht sich in allen Kulturländern Bahn. Architektur ist immer national, immer auch individuell, aber von den drei konzentrischen Kreisen — Individuum, Volk, Menschheit — umspannt der letzte größte auch die beiden anderen. Daher der Titel:
INTERNATIONALE ARCHITEKTUR
Bei der Betrachtung der Abbildungen dieses Buches vergegenwärtige man sich: Die knappe Ausnutzung von Zeit, Raum, Stoff und Geld in Industrie und Wirtschaft bestimmt entscheidend die Faktoren der Gesichtsbildung für alle modernen Bauorganismen: Exakt geprägte Form, Einfachheit im Vielfachen, Gliederung aller Baueinheiten nach den Funktionen der Baukörper, der Straßen und Verkehrsmittel, Beschränkung auf typische Grundformen und ihre Reihung und Wiederholung. Ein neuer Wille wird spürbar, die Bauten unserer Umwelt aus innerem Gesetz zu gestalten ohne Lügen und Verspieltheiten, ihren Sinn und Zweck aus ihnen selbst heraus durch die Spannung ihrer Baumassen zueinander funktionell zu verdeut liehen und alles Entbehrliche abzustoßen, das ihre absolute Gestalt verschleiert. Die Baumeister dieses Buches bejahen die heutige Welt der Maschinen und Fahrzeuge und ihr Tempo, sie streben nach immer kühneren Gestaltungsmitteln, um die Erdenträgheit in Wirkung und Erscheinung schwebend zu überwinden.
Fußnoten
1 Um einem breiteren Laienpublikum zu dienen, beschränkte sich der Herausgeber im wesentlichen auf Abbilder äußerer Bauerscheinungen. Typische Grundrisse und Innenräume werden in einem späteren Bande folgen.
So what’s that about? Depressing people? provoking terminal boredom? I’ll never get it.
Can you upload again the full pdf? i think the link is broken…
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Thanks for posting this! But reading the English alongside the German, it appears that some of the English got lost somewhere. A few lines are missing, for instance, in the middle of this passage (right after “lost”):
The building became depreciated as a carrier of superficial, dead decoration, instead of being a living organism. The indispensable connection with advancing technology (and its new materials and construction methods) was lost in this are many for each building problem — the creative artist, within the boundaries his time sets upon him, chooses according to his personal sensibilities. The work therefore carries the signature of its creator.
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You can see from Gropius’s dated signature on page nine that this is the second edition published in 1927 which includes Hannes Meyer and Hans Witmer’s League of Nations entry and Richard Neutra’s Rush City Skyscraper which also were first published in 1927. I love your blog by the way. Thanks for making the pages of the Russian journal “Contemporary Architecture” available to us all. I found a nice three-page review of Neutra’s first book in a 1927 issue.