The following is the only text portion of Ludwig Hilberseimer’s 1928 book Internationale Neue Baukunst. The rest of the book is simply illustrations of new architecture from around Europe, America, and the Soviet Union. I don’t know German, so if there’s anyone out there who might be able to translate it for me, I’d be deeply appreciative. Until then, I will simply publish it in untranslated form.
Die Voraussetzungen und Grundlagen der neuen Baukunst sind verschiedenster Art. Die jeweiligen Benutzungsansprüche bestimmen den Zweckcharakter des Bauwerks. Material und Konstruktion sind die materiellen Mittel seines Aufbaues. Daneben üben Herstellungstechnik und Betriebsführung, wirtschaftliche und soziologische Momente einen erheblichen Einfluß aus. Über allem aber steht herrschend der schöpferische Wille des Architekten. Er bestimmt das Maß des Anteils der einzelnen Elemente. Bildet aus dem Nebeneinander die gestaltete Einheit des Bauwerks.
Die Art des Gestaltungsvorgangs bestimmt den Charakter der neuen Baukunst. Sie ist nicht auf äußerliche Dekorativität gestellt, sondern Ausdruck der geistigen Durchdringung aller Elemente. Das ästhetische Element ist daher nicht mehr übergeordnet, Selbstzeck, wie bei der den Bauorganismus ignorierenden Fassadenarchitektur, sondern ist gleich allen andern Elementen eingeordnet in das Ganze. Erhält erst im Zusammenhang mit diesem Ganzen seinen Wert, seine Bedeutung.
Überordnung eines Elements hat immer Störungen zur Folge. Daher erstrebt die neue Baukunst Gleichgewicht aller Elemente, Harmonie. Diese ist aber keine äußerliche, schematische, sondern eine für jede Aufgabe neue. Ihr liegt kein Stilschema zugrunde, sondern sie ist der jeweilige Ausdruck der gegenseitigen Durchdringung aller Elemente unter Herrschaft eines gestaltenden Willens. Der neuen Baukunst liegen daher keine Stilprobleme, sondern Bauprobleme zugrunde.
So wird auch die überraschende Übereinstimmung der äußeren Erscheinungsform dieser internationalen neuen Baukunst verständlich. Sie ist keine modische Formenangelegenheit, wie vielfach angenommen wird, sondern elementarer Ausdruck einer neuen Baugesinnung. Zwar vielfach differenziert durch örtliche und nationale Sonderheiten und durch die Person des Gestalters, im ganzen aber das Produkt gleicher Voraussetzungen. Daher die Einheitlichkeit ihrer Erscheinungsform. Ihre geistige Verbundenheit über alle Grenzen hinweg.
Ludwig Hilberseimer